Gentleman – MTV Unplugged
Ich gebe es gleich zu Anfang zu: Ich bin kein besonders großer Gentleman-Fan. Was weniger an Tilmann Otto (Gentlemans bürgerlicher Name) liegt, sondern eher daran, dass ich mit 16 eine Phase hatte, in der ich tagein tagaus Bob Marley gehört habe, was nicht nur meinen Eltern, sondern auch mir irgendwann gehörig auf den Wecker ging. Und trotzdem ist das MTV Unplugged Album von Gentleman von Gentleman mein Musiktipp der Woche. Wie konnte es bloß soweit kommen?
Erfrischend neue alte Songs
Kurz auf den Punkt gebracht: Das Album ist richtig gut. Die MTV-Unplugged-Konzerte bieten eine großartige Gelegenheit, alten Songs ein neues Kostüm zu verleihen und die Kombination Reggae und klassischen Streichern ist so erfrischend, dass man schon beim Intro eventuelle Vorbehalte locker über Bord werfen kann. Dabei verrät Gentleman seinen Stil an keiner Stelle und fällt natürlich auch nicht aus seiner der Rolle des Creole-English-sprechenden Jamaikaner (die er so gut ausfüllt, dass selbst die schwarzen Background-Sängerinnen ihn nicht blass erscheinen lassen).
Einfach reinhören
Ein Highlight des Albums und die Single-Auskopplung findet sich gleich auf dem zweiten Track: „Superior“ ist unglaublich gut gelungen und das ranzige Saxofon setzt dabei tolle Akzente. Aber auch wenn der Song auf Gentlemans Website als Neue Single verkauft wird, handelt es sich natürlich um das Superior, das bereits auf dem 2004er-Album Confidence zu hören war – was den Song aber natürlich keinesfalls schlechter macht. Auch das von Streichern eingeleitete „Dem Gone“ ist einer der stärksten Songs auf dem Album und bietet ein tolles Saxofon-Solo. Aber die CD Track für Track durchzugehen lohnt sich kaum, zumal reinhören einfacher und schöner ist.
Eine Leistung, die Respekt verdient
Wie bei MTV Unplugged üblich mischen sich natürlich zahlreiche Gäste ins Programm, von Gentleman gefühlt ohne Ausnahme eingeleitet mit den Worten „no other than“. „No other than“ sind dann zum Beispiel Shaggy, Christopher Martin, Milky Chance und Ky-Mani Marley (man kann den Marleys eben einfach nicht entkommen). Der kommt wenig überraschend am Ende für den „Redemption Song“ noch mal zu Gentleman auf die Bühne, und zu den beiden gesellt sich „no other than“ – schon eher überraschend – Campino. Der bemüht sich zwar nach Kräften, im Gesang jamaikanisch zu wirken, zeigt aber letztlich eigentlich nur, dass man Gentlemans Leistung, als gebürtiger Kölner absolut überzeugend den Reggae-Künstler zu geben, Respekt zollen sollte.

Typische MTV-Unplugged-Wohnzimmeratmosphäre
Jonas und Gentleman einen Gefallen tun und das Album kaufen

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